Leider erlaubte es mir die liebe Zeit nicht ins Roussillon zu reisen, um die Domaine Boucabeille sowie Jean Boucabeille persönlich kennen zu lernen, was blieb mir also übrig, ich habe Ihn kurzer Hand telefonisch befragt. In beinahe perfektem Deutsch mit leichtem, charmantem Akzent erzählte er mir auf eine sehr bildliche, lebendige Art und mit großer Begeisterung von seinem Weingut und wie bedeutend das Terroir für seine Weine ist. Das Weingut liegt 350 m über dem Meeresspiegel, 15 km von Perpignon und 30 km vom Meer entfernt. In der Mitte der 70er Jahren beschloss die Familie Boucabeille nicht, wie in der Region heute üblich, in den fruchtbaren, leicht zu bewirtschaftenden Tälern Wein zu kultivieren, sondern sich, wie die Generationen davor, an die steilen Hänge des Hügels Forca Real zu wagen. Der steinige, gut belüftetet Boden zwingt die Reben tief zu wurzeln, um sich Mineralstoffe und Wasser verfügbar zu machen. Die Weinberge haben durch eine Steigung von bis zu 50 %, in geschützter, südöstlicher Richtung eine optimale Ausrichtung. Es ist sehr trocken mit ungefähr 15 Regentage im Jahr. Mit dem mediterranen Einfluss vom nahe gelegenen Meer, dem steinigen Boden und den starken Winden bietet die Region hervorragende Grundbedingungen für ökologischen Weinbau. Die 12 ha Terrassenweinbau auf Schieferboden erfordert reine Handarbeit. Der Tramontana, ein trockenkalter Nordwind, sorgt für die günstige Temperatur und die Reben trocknen schnell ab, wodurch auf natürliche Weise Erkrankungen wie Peronospera und Oidium (echtem und falschem Mehltau) entgegengewirkt wird. Um den Boden feucht zu halten, wird während der sehr trockenen Sommermonate komplett auf Bodenarbeit verzichtet. Zwischen November und März grasen Schafe in den Weinbergen. Dieses Arrangement mit dem Schäfer hat viele Vorteile. Die Schafe haben eine Weide, sie fressen das Winterunkraut, düngen den Boden und aus der Milch wird schmackhafter Käse bereitet. Trotz der guten klimatischen und geologischen Bedingungen für den Weinbau experimentiert und optimiert Jean stetig. Der 2008 neu gebaute Keller der Domaine Boucabeille ist nur mit der allernötigsten Technik ausgestattet. „Kontolliertes Nichtstun“ ist hier die Devise. Alle Weine werden spontan vergoren und in Edelstahl- oder französischen Eichenholzfässern ausgebaut. Trotz Spontangärung ist es Jean wichtig, keine oxidierten, freakigen Spontis, sondern klare Weine zu machen, die ihre Herkunft schmecken lassen. Die Holzfässer werden alle neu gekauft um die gutseigene Hefeflora nicht zu verändern oder zu beeinflussen.
Als Jean von der Besonderheit seines Terroirs erzählte, betont er die Schieferablagerungen aus dem Erdaltertum Paläozoikum (vor 400/500 Millionen Jahren) und das trockene, stetig durch die Winde regulierte mediterrane Klima, was kaum Jahrgangsunterschiede hervorbringt. Geschmacklich, sagt er, gibt das Terroir seinen Weinen immer etwas Feines, Elegantes, Ziseliertes, aber auch eine würzige Pfeffrigkeit.
Was bewirkt der Schiefer im Boden?
Schiefer ist kein eigenständiges Gestein, sondern eine Gefügeart metamorphoser Gesteine. Bei genauerer Betrachtung von Schiefer fällt auf, dass er aus vielen aufeinander liegenden Platten und blättchenartigen Strukturen besteht, deren mineralische Anordnung entweder Lineation (linienhaftes Gefüge) oder Foliation (Abfolge von Schieferungsflächen) anzeigt. Charakteristisch für das fein- bis mittelkörnige Gestein ist die parallel ausgerichtete Einregelung der
aufbauenden Gemengeteile. Die nebeneinander liegenden Minerale bewirken, dass das Gestein im Gegensatz zu exakt teilbaren, plattenartigen Sedimentsgesteinen, nicht eben bricht, sondern Bruchstellen aufweist. Dennoch sind die Schieferungsflächen gut voneinander teilbar. Die Bildung von Schiefer vollzieht sich über mehrere Jahrmillionen. Voraussetzung sind zunächst abgelagerte, verschiedene Minerale, die aus der Verwitterung von Gesteinen mit entsprechenden Mineralgehalten hervorgehen. Diese werden von weiteren Sedimenten überlagert und zu Tonstein verfestigt. Im folgenden Entwicklungsschritt sind erhöhte Temperatur- und Druckverhältnisse erforderlich. Die Gemengeteile werden infolge der Meta-morphose geschmolzen, teilweise umgewandelt und rekristallisieren. Sind die Gesteine dabei einseitigem, gerichtetem Druck ausgesetzt, werden die Kristalle nebeneinander, plattenartig eingeregelt. Fundorte von Schiefer sind weltweit verbreitet, häufig verweisen Namen von Gebirgen auf sein Vorkommen.
Die zu diesem Weingut können Sie hier probieren.